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Landesausstellung Steyr 2021

Arbeit. Wohlstand. Macht


Oberösterreichische Landesausstellung 2021 in Steyr


In einem Schloss, einer renovierten Fabrik und in einem Handelshaus spürt die Ausstellung Arbeit. Wohlstand. Macht spannende und überraschende Geschichten auf. Im Mittelpunkt steht die alte Eisenstadt Steyr - ohne sich den Blick verengen zu lassen. Steyr ist und war stets eine große Welt im Kleinen, ein Beispiel für Bodenständigkeit ebenso wie für Internationalität und Austausch.

Graf Lamberg aus Steyr galt einst als einer der mächtigsten Männer Österreichs. Einer seiner Nachfahren heiratete Katharina, die Tochter eines Bediensteten. Als Folge der Liebesheirat verloren die Lambergs den Fürstentitel. Aus der Familie stammt auch Paula, die „fliegende Gräfin“, die nach der Jahrhundertwende als Schispringerin Furore machte. Wussten Sie, dass ein einfacher Mann im 19. Jahrhundert dem reichsten Industriellen des Landes, nämlich Josef Werndl, die Haare schnitt? Sein Ur-Enkel wurde Friseurweltmeister und pflegt heute das Haupt zahlreicher Kundinnen und Kunden. Dass die Literatinnen Enrica Handel-Mazzetti und Marlen Haushofer auch in Steyr wirkten? Der Steyrer Fußballer Rudi Strittich begeisterte Nachkriegs-Österreich und wurde später Teamchef Dänemarks, das wussten Sie vielleicht. Und: Das Wiener Schnitzel stammt wohl nicht aus Mailand, sondern aus Steyr – das wussten Sie nicht!

Die Ausstellung zeichnet Geschichte und Geschichten nach, die von einer bewegten Vergangenheit zeugen. Sie handeln von Hoffnungen, Sehnsüchten und Ängsten, von Fortschritt, Krisen und Niederlagen, von Pioniergeist und Erfindungsreichtum. Adel und Bürgertum trieben seit Jahrhunderten Handel in ganz Europa. Arbeiterinnen und Arbeiter aus der gesamten Monarchie fanden später in den Steyrer Fabriken Beschäftigung. Die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg machte tausende Familien arbeitslos und zwang sie zur Auswanderung. Nach Bürgerkrieg, Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg sollte Steyr erneut zu einem Zentrum der Industrie werden.

Adel, Bürgertum, Arbeiterschaft standen in der Geschichte der Stadt in einem konfliktreichen Wechselspiel und waren doch voneinander
abhängig. Stellvertretend für sie stehen die Ausstellungsstandorte Schloss Lamberg, Innerberger Stadel und Museum Arbeitswelt. Alle drei Schichten leisteten ihren Beitrag zur Entwicklung der Bürger-, Handels- und Arbeiterstadt. Sie bauten die Stadt aus, bauten sie um, und nach Katastrophen wieder auf. Sie stritten um Rechte und die Vorherrschaft, trieben Handel und heirateten untereinander.

In unmittelbarer Nähe der Ausstellungen befinden sich zahlreiche historische Schauplätze: repräsentative Gebäude aus Barock und Rokoko, reich geschmückte Bürgerhäuser und ehemalige Arbeiter-wohnsiedlungen. Steyr, wo die Flüsse Enns und Steyr zusammenfließen, ist nicht nur eine der schönsten Städte Mitteleuropas, sie beherbergt heute auch modernste Produktionsstätten und Start-Ups. Vor dem Hintergrund der historischen Erzählungen stellt die Ausstellung Arbeit. Wohlstand. Macht auch entscheidende Fragen zu gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Gegenwart: Welche Rechte und Chancen haben wir? Mit welchen sozialen und gesellschaftlichen Normen und Hindernissen sind wir konfrontiert? Woran lassen sich Ungleichheiten ablesen? Was macht ein gutes Zusammenleben aus? Und wie soll und kann Gesellschaft in Zukunft aussehen?

Monday, 21. September 2020